Einbrecher lieben diese Google-Funktion: Warum dein Handy gerade zum Sicherheitsrisiko wird

Was viele nicht wissen: Google Maps und eure Bewegungsdaten

Wer sein Smartphone nutzt, hinterlässt digitale Spuren – das ist vielen Nutzern durchaus bewusst. Google Maps bietet eine Funktion namens Standortverlauf oder Zeitachse, die jeden einzelnen Ort protokollieren kann, den ihr besucht, und daraus ein detailliertes Bewegungsprofil erstellt. Die gute Nachricht vorweg: Diese Funktion ist standardmäßig deaktiviert und muss von euch bewusst eingeschaltet werden. Falls ihr sie jedoch irgendwann aktiviert habt – etwa um eure Reiserouten nachzuverfolgen – läuft sie im Hintergrund, ohne dass ihr aktiv davon etwas mitbekommt.

Wenn die Zeitachse aktiv ist, speichert Google nicht nur, wo ihr wart, sondern auch wann, wie lange und auf welchem Weg ihr dorthin gelangt seid. Diese Datensammlung mag für manche praktisch erscheinen – schließlich kann man damit zurückverfolgen, in welchem Restaurant man vor drei Monaten war oder welche Route man im Urlaub genommen hat. Doch die Kehrseite dieser Medaille wiegt deutlich schwerer: Ihr liefert Google ein minutiöses Tagebuch eures Lebens, das im falschen Kontext zu einem massiven Datenschutzproblem werden kann.

Warum diese Funktion so kritisch sein kann

Nehmen wir an, jemand erhält Zugriff auf euer Google-Konto – sei es durch einen Hack, eine Phishing-Attacke oder einfach, weil ihr euer Smartphone verloren habt. Diese Person kann nicht nur eure E-Mails lesen oder eure Fotos durchstöbern, sondern sieht auch exakt, wo ihr euch täglich aufhaltet. Sie kennt eure Routinen, weiß, wann ihr zu Hause seid, wo eure Kinder zur Schule gehen und welche Ärzte ihr aufsucht.

Aber auch ohne Hackerangriff gibt es bedenkliche Szenarien: Bei rechtlichen Auseinandersetzungen können diese Daten angefordert werden. Versicherungen könnten theoretisch an solchen Informationen interessiert sein. Und selbst in Beziehungen kann ein detailliertes Bewegungsprofil zu Konflikten führen, wenn der Partner Zugriff auf das gemeinsam genutzte Gerät oder Familien-Google-Konto hat. Kriminelle können mit Bewegungsprofilen eure Gewohnheiten analysieren und gezielt zuschlagen, wenn ihr nicht zu Hause seid. Bei missbräuchlichem Zugriff durch bekannte Personen entsteht ein perfektes Werkzeug zur Überwachung.

So überprüft ihr, ob euer Standortverlauf aktiv ist

Um zu prüfen, ob Google eure Bewegungen aufzeichnet, öffnet die Google Maps App und tippt auf euer Profilbild rechts oben. Wählt dann „Deine Zeitachse“ aus. Falls ihr hier eine detaillierte Auflistung eurer besuchten Orte seht, ist die Funktion aktiv. Wenn nicht, braucht ihr euch keine Sorgen zu machen – dann sammelt Google diese Daten nicht.

Wichtig zu wissen: Die meisten Nutzer haben diese Funktion gar nicht aktiviert, da sie nicht standardmäßig eingeschaltet ist. Falls ihr sie jedoch bewusst oder versehentlich aktiviert habt und sie nicht mehr nutzen möchtet, solltet ihr sie deaktivieren. Google ist zwar ein sicheres Unternehmen, aber auch große Konzerne sind nicht vor Sicherheitslücken gefeit. Standortdaten können bei Ermittlungen angefordert werden – auch wenn ihr nichts zu verbergen habt, kann dies unangenehm werden. Diese Daten fließen zudem in Googles Werbeprofile ein und beeinflussen, welche Anzeigen ihr seht.

Wichtige Änderungen bei Google Maps seit 2024

Google hat die Zeitachsen-Funktion grundlegend überarbeitet. Seit Ende 2023 werden die Standortdaten nicht mehr zentral in der Cloud gespeichert, sondern ausschließlich lokal auf eurem Gerät. Das ist eine deutliche Verbesserung für den Datenschutz, denn diese Daten sind nun nicht mehr über das Internet abrufbar.

Zusätzlich löscht Google die aufgezeichneten Standorte nun standardmäßig automatisch nach drei Monaten. Ihr könnt diese Frist in den Einstellungen auf 18 oder 36 Monate erhöhen, aber die automatische Löschung ist eine sinnvolle Voreinstellung, die verhindert, dass sich über Jahre hinweg ein komplettes Bewegungsprofil ansammelt.

Eine wichtige Deadline müsst ihr beachten: Bis zum 18. Mai 2025 habt ihr Zeit, eure bestehenden Zeitachsendaten auf euer Gerät zu übertragen. Danach werden alle alten, in der Cloud gespeicherten Bewegungsdaten automatisch gelöscht. Wer seine bisherigen Reiseerinnerungen behalten möchte, muss also vorher aktiv werden und die Daten sichern.

Standortverlauf richtig deaktivieren

Die Deaktivierung ist glücklicherweise unkompliziert. Öffnet Google Maps auf eurem Smartphone und tippt auf euer Profilbild. Wählt „Deine Zeitachse“ und dann das Zahnrad-Symbol für die Einstellungen. Hier findet ihr die Option „Standortverlauf ist aktiviert“ – tippt darauf und deaktiviert den Schalter. Google wird euch mehrfach warnen, dass ihr dadurch Funktionen verliert, aber bleibt standhaft und bestätigt die Deaktivierung.

Alternativ könnt ihr die Google-Kontoeinstellungen aufrufen und zu „Daten & Datenschutz“ navigieren. Scrollt nach unten zu „Standorteinstellungen“ und wählt „Standortverlauf“. Hier könnt ihr die Funktion für euer gesamtes Google-Konto deaktivieren – das ist besonders sinnvoll, wenn ihr mehrere Geräte nutzt.

Vorhandene Daten nicht vergessen

Ein häufig übersehener Punkt: Das Deaktivieren stoppt nur die zukünftige Aufzeichnung. Alle bereits gesammelten Daten bleiben auf eurem Gerät gespeichert. Um wirklich reinen Tisch zu machen, müsst ihr euren bisherigen Standortverlauf löschen.

Dies geht über die Zeitachse in Google Maps: Tippt auf das Drei-Punkte-Menü und wählt „Einstellungen und Datenschutz“. Dort findet ihr die Option „Gesamten Standortverlauf löschen“. Google wird euch mit Warnhinweisen bombardieren – ignoriert diese, wenn ihr eure Privatsphäre wirklich schützen wollt. Alternativ könnt ihr auch nur bestimmte Zeiträume oder einzelne Orte löschen, falls ihr manche Informationen behalten möchtet.

Verschlüsseltes Cloud-Backup als Option

Seit der Umstellung auf lokale Speicherung gibt es eine zusätzliche Option: Ihr könnt ein verschlüsseltes Cloud-Backup eurer Zeitachsendaten aktivieren. Dieses ermöglicht es euch, eure Bewegungsdaten beim Gerätewechsel mitzunehmen oder wiederherzustellen, falls euer Smartphone verloren geht oder beschädigt wird.

Der entscheidende Unterschied zur alten Cloud-Speicherung: Diese Backups sind verschlüsselt, und laut Google kann das Unternehmen selbst nicht darauf zugreifen. Das bietet einen sinnvollen Mittelweg zwischen kompletter Deaktivierung und unbegrenzter Datenspeicherung. Ihr aktiviert diese Funktion in den Zeitachsen-Einstellungen unter „Sicherung“.

Was ihr nach der Deaktivierung beachten solltet

Google Maps funktioniert auch ohne Standortverlauf vollkommen normal. Navigation, Verkehrsinformationen und Restaurantsuche bleiben erhalten. Ihr verliert lediglich die Timeline-Funktion und personalisierte Empfehlungen basierend auf euren bisherigen Aufenthaltsorten. Für die meisten Nutzer ist das ein mehr als akzeptabler Trade-off für deutlich mehr Privatsphäre.

Beachtet jedoch: Die Standortfreigabe für Google Maps selbst sollte weiterhin aktiviert bleiben, wenn ihr Navigation nutzen wollt. Das ist aber etwas völlig anderes als der Standortverlauf. Die Standortfreigabe ermöglicht es der App, euren aktuellen Standort zu bestimmen – ohne dass dieser dauerhaft gespeichert wird.

Weitere Datenschutz-Einstellungen überprüfen

Wenn ihr schon dabei seid, eure Google-Datenschutzeinstellungen zu überarbeiten, schaut euch auch diese Punkte an:

  • Web- und App-Aktivitäten: Google speichert auch eure Suchanfragen und besuchten Websites – ebenfalls deaktivierbar
  • YouTube-Verlauf: Jedes angeschaute Video wird protokolliert und beeinflusst Empfehlungen
  • Sprachaufnahmen: Google Assistant speichert eure Sprachbefehle – diese können gelöscht und die Speicherung deaktiviert werden
  • Werbe-Personalisierung: Unter „Daten & Datenschutz“ könnt ihr einstellen, wie Google eure Daten für Werbung nutzt

Bequemlichkeit versus Sicherheit

Google argumentiert gerne damit, dass diese Datensammlung euer Nutzererlebnis verbessert. Das stimmt auch – personalisierte Dienste sind nun mal praktisch. Aber die Frage ist: Zu welchem Preis? Ein detailliertes Bewegungsprofil gehört zu den sensibelsten Daten überhaupt. Es verrät mehr über euer Leben als die meisten anderen Informationen.

Die gute Nachricht: Ihr müsst nicht zwischen Komfort und Datenschutz wählen. Google Maps bleibt auch ohne Standortverlauf ein hervorragender Navigationsdienst. Die einzige Funktion, die ihr wirklich verliert, ist die Möglichkeit, Monate später nachzuvollziehen, wo ihr wart – eine Funktion, die die wenigsten Nutzer regelmäßig verwenden, die aber ein enormes Risiko darstellt, wenn sie missbraucht wird.

Nehmt euch zehn Minuten Zeit und überprüft diese Einstellungen. Eure Privatsphäre ist es wert, und die Kontrolle über eure eigenen Daten sollte selbstverständlich sein. Mit den neuen Änderungen bei Google Maps habt ihr nun mehr Kontrolle als je zuvor – nutzt sie.

Hast du jemals deinen Google Maps Standortverlauf überprüft?
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Nein interessiert mich nicht
Wusste nicht dass es das gibt

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