Das sind die 7 Verhaltensweisen, die Menschen mit Hochstapler-Syndrom zeigen, laut Psychologie

Wie Menschen mit Hochstapler-Syndrom ihre Ängste zeigen – und warum du garantiert jemanden kennst, der genau so tickt

Du sitzt in der Teambesprechung. Dein Chef lobt dein letztes Projekt vor allen. Die Kollegen nicken anerkennend. Und du? Du denkst nur: „Wenn die wüssten, dass ich bei der Hälfte der Sachen keine Ahnung hatte und einfach nur Glück hatte, dass es funktioniert hat.“ Herzlich willkommen im absurden Theater des Hochstapler-Syndroms – einem psychologischen Phänomen, das erfolgreiche Menschen dazu bringt, sich wie Betrüger zu fühlen, obwohl sie objektiv richtig gut in dem sind, was sie tun.

Das Verrückte daran: Du bist nicht allein. Je nach Studie berichten zwischen 40 und 70 Prozent aller Menschen, dass sie diese Gefühle mindestens einmal im Leben erleben. Das bedeutet konkret: Entweder du kennst das selbst, oder mindestens drei Leute in deinem engsten Umfeld kämpfen heimlich damit. Die erfolgreiche Kollegin, die immer die besten Präsentationen hält? Könnte innerlich denken, sie sei eine Hochstaplerin. Der Kumpel, der gerade zum Teamleiter befördert wurde? Vielleicht liegt er nachts wach und hat Panik, dass alle merken, dass er „eigentlich keine Ahnung hat“.

Das Hochstapler-Syndrom – in der Psychologie auch Impostor-Phänomen genannt – ist keine offizielle Diagnose aus dem psychiatrischen Handbuch. Aber das macht es nicht weniger real. Seit den 1970er Jahren beschreiben Psychologen dieses Muster: Menschen, die objektiv kompetent und erfolgreich sind, aber fest davon überzeugt sind, dass sie ihre Erfolge nicht verdient haben und früher oder später als Betrüger entlarvt werden. Die innere Stimme flüstert ständig: „Du bist ein Fake, und bald merken es alle.“

Die heimlichen Hochstapler haben ein typisches Drehbuch

Menschen mit Hochstapler-Syndrom sind Meister darin, nach außen perfekt zu funktionieren, während innerlich ein emotionales Chaos tobt. Von außen siehst du eine kompetente Person, die Erfolge einheimst. Von innen fühlt sich diese Person an wie ein Schauspieler, der jeden Moment von der Bühne gezerrt werden könnte. Aber wenn du genau hinschaust, gibt es verräterische Muster, an denen du das Phänomen erkennst.

Das Tückische: Diese Menschen sind nicht inkompetent. Im Gegenteil. Sie haben oft überdurchschnittliche Abschlüsse, Auszeichnungen, nachweisbare Erfolge. Trotzdem glauben sie fest daran, dass sie eigentlich nicht qualifiziert sind. Psychologen sprechen von einer massiven Diskrepanz zwischen dem, was objektiv da ist, und dem, was die Person subjektiv über sich selbst denkt. Und diese Kluft macht psychisch richtig fertig.

Erfolg? Das war doch nur Glück, Zufall oder die anderen

Das auffälligste Muster ist eine regelrechte Virtuosität darin, eigene Erfolge wegzuerklären. Hast du die Prüfung mit Bestnote bestanden? Die Fragen waren einfach. Projekt erfolgreich abgeschlossen? Das Team war halt gut. Beförderung bekommen? Wahrscheinlich wollte niemand sonst den Job, oder der Chef mag mich einfach.

In der Psychologie nennt man das eine Attributionsverzerrung – eine systematisch verzerrte Art, Erfolge und Misserfolge zu erklären. Während die meisten Menschen ihre Erfolge zumindest teilweise der eigenen Kompetenz zuschreiben, machen Menschen mit Impostor-Phänomen das Gegenteil: Erfolge werden externen Faktoren wie Glück, Timing oder dem Wohlwollen anderer zugeschrieben. Misserfolge hingegen? Die sind natürlich komplett selbstverschuldet und beweisen die vermeintliche Unfähigkeit.

Das ist keine falsche Bescheidenheit. Das ist ein tief verankertes kognitives Muster, das das eigene Selbstbild systematisch untergräbt. Jeder Erfolg wird als Ausnahme behandelt, als glücklicher Zufall. Jeder kleine Fehler wird als unwiderlegbarer Beweis für die eigene Inkompetenz gesehen. Und das ist psychisch extrem zermürbend.

Arbeiten bis zum Umfallen – nicht aus Ehrgeiz, sondern aus blanker Panik

Ein weiteres Warnsignal ist exzessives Arbeiten. Menschen mit Hochstapler-Syndrom sind oft die ersten im Büro und die letzten, die gehen. Sie bereiten Präsentationen dreimal so gründlich vor wie nötig. Sie schreiben E-Mails fünfmal um, bevor sie auf „Senden“ drücken. Sie machen Überstunden, obwohl niemand sie darum gebeten hat. Sie kontrollieren jedes Detail doppelt und dreifach.

Von außen wirkt das wie bewundernswerte Arbeitsmoral oder gesunder Perfektionismus. Von innen fühlt es sich an wie pures Überleben. Die Logik dahinter ist glasklar: „Wenn ich nur hart genug arbeite, werden sie meinen Fehler nicht entdecken. Wenn ich alles kontrolliere, kann niemand merken, dass ich eigentlich keine Ahnung habe. Wenn ich perfekt bin, fliege ich nicht auf.“

Forschungsarbeiten zeigen deutlich: Diese Überarbeitung ist keine Charakterstärke. Es ist eine Angstbewältigungsstrategie. Betroffene kompensieren eine vermeintliche Inkompetenz, die objektiv gar nicht existiert, durch noch mehr Leistung. Sie setzen sich unrealistische Standards und versuchen verzweifelt, diese zu erreichen, um nicht entlarvt zu werden.

Das Resultat? Chronischer Stress. Erschöpfung. Ein erhöhtes Risiko für Burnout. Der Körper kann den Dauermodus der Anspannung nicht endlos durchhalten. Langfristig zahlen Betroffene einen hohen Preis: körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenschmerzen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen. Der innere Motor läuft auf Hochtouren, bis er überhitzt.

Komplimente? Nein danke, die sind sicher ein Missverständnis

„Das hast du wirklich toll gemacht!“ – „Ach, das war doch nichts.“ Erkennst du das Muster? Menschen mit Hochstapler-Syndrom haben massive Schwierigkeiten damit, Lob anzunehmen. Jedes Kompliment wird reflexartig abgewehrt, relativiert oder umgedeutet. „Das hätte jeder geschafft.“ „Ich hatte nur Glück.“ „Die anderen haben die ganze Arbeit gemacht.“

Der Grund ist einfach und gleichzeitig tragisch: Wenn du tief in deinem Inneren überzeugt bist, dass du inkompetent bist, fühlt sich jedes Kompliment an wie eine Lüge. Du denkst: „Wenn diese Person wirklich wüsste, wie es in mir aussieht, würde sie das niemals sagen. Sie sieht nur die Fassade.“ Das Lob passt nicht ins eigene Selbstbild – also wird es abgelehnt oder wegerklärt.

Psychologisch gesehen ist das fatal. Positives Feedback ist ein wichtiger Mechanismus, um Selbstvertrauen aufzubauen und die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Wer Komplimente systematisch abblockt, beraubt sich selbst dieser Korrekturmöglichkeit. Die verzerrte Selbstwahrnehmung bleibt bestehen, weil jede Information, die sie infrage stellen könnte, abgewehrt wird. Der Teufelskreis dreht sich weiter.

Neue Chancen? Bloß nicht – was, wenn sie merken, dass ich nicht gut genug bin?

Hier wird es richtig tragisch: Menschen mit Hochstapler-Syndrom meiden oft aktiv Gelegenheiten, die eigentlich perfekt zu ihren Qualifikationen passen. Die Bewerbung auf die Führungsposition, für die sie objektiv qualifiziert sind? „Dafür bin ich nicht gut genug.“ Der Vortrag auf der großen Konferenz? „Was, wenn ich mich total blamiere?“ Das Pitch-Meeting für das eigene Projekt? „Die werden sofort merken, dass ich keine Ahnung habe.“

Psychologische Beratungsstellen beschreiben dieses Vermeidungsverhalten als typisches Symptom. Betroffene halten sich bewusst unter ihrem tatsächlichen Niveau, weil sie die Angst vor Bloßstellung und Versagen nicht aushalten. Sie wählen den vermeintlich sicheren Weg – der aber langfristig dazu führt, dass sie weit unter ihren Möglichkeiten bleiben.

Das ist ein klassischer Teufelskreis: Wer keine neuen Herausforderungen annimmt, sammelt auch keine Erfahrungen, die das Selbstvertrauen stärken könnten. Die Komfortzone wird zum goldenen Käfig. Die Karriere stagniert nicht aus Mangel an Talent, sondern aus Angst. Und die Angst wächst mit jedem vermiedenen Risiko weiter, weil die Person nie die korrigierende Erfahrung macht: „Hey, ich kann das ja doch.“

Perfektionismus auf Steroiden – nichts ist jemals gut genug

Nicht jeder Perfektionist leidet unter dem Hochstapler-Syndrom. Aber die Überschneidung ist signifikant. Forschung zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Impostor-Phänomen und einem bestimmten Typ von Perfektionismus – dem sogenannten maladaptiven Perfektionismus. Das ist die ungesunde Variante.

Der Unterschied? Gesunde Perfektionisten setzen sich hohe, aber erreichbare Ziele. Sie können Erfolge genießen und aus Fehlern lernen, ohne daran zu zerbrechen. Maladaptive Perfektionisten setzen sich unmögliche Standards, sehen jeden Fehler als persönliches Totalversagen und sind nie zufrieden – egal, was sie erreichen. Die Messlatte liegt immer höher, als menschlich erreichbar ist.

Bei Menschen mit Hochstapler-Syndrom verschärft dieser Perfektionismus die innere Anspannung noch zusätzlich. Sie denken: „Ich muss perfekt sein, sonst merken sie, dass ich ein Hochstapler bin.“ Jede Abweichung vom unmöglichen Ideal wird zur existenziellen Bedrohung. Ein kleiner Tippfehler in einer E-Mail? Beweis der Inkompetenz. Eine Frage in der Besprechung nicht sofort beantworten können? Katastrophe. Das Leben wird zum permanenten Hochseilakt ohne Netz.

Interessanterweise korreliert das Impostor-Phänomen auch mit der Persönlichkeitseigenschaft Neurotizismus – also der Neigung zu emotionaler Instabilität, Ängstlichkeit und Selbstzweifeln. Das bedeutet nicht, dass man diese Eigenschaft entweder „hat“ oder nicht – Persönlichkeit ist ein Spektrum, auf dem wir alle irgendwo liegen. Aber es erklärt, warum manche Menschen anfälliger für das Hochstapler-Syndrom sind als andere. Wer grundsätzlich zu Selbstzweifeln neigt, ist anfälliger dafür, Erfolge wegzuerklären und Misserfolge überzubewerten.

Wenn die Psyche den Preis zahlt – und der ist nicht klein

Das Hochstapler-Syndrom mag keine offizielle psychiatrische Diagnose sein, aber die Folgen für die mentale Gesundheit sind real und gut dokumentiert. Die ständige innere Anspannung, die Angst vor Entlarvung, die chronische Überforderung – all das bleibt nicht ohne ernsthafte Konsequenzen.

Chronischer Stress ist die offensichtlichste Folge. Der Körper befindet sich in permanenter Alarmbereitschaft. Das Stresshormonsystem läuft auf Hochtouren. Langfristig kann das zu körperlichen Beschwerden führen: Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Verspannungen, Schlafstörungen. Der Körper ist einfach nicht dafür gemacht, dauerhaft im Kampf-oder-Flucht-Modus zu sein.

Dazu kommen psychische Belastungen. Viele Betroffene entwickeln Angstsymptome – sei es soziale Angst in Leistungssituationen, Prüfungsangst oder eine generalisierte Angststörung. Depressive Verstimmungen sind ebenfalls häufig: Wenn du trotz objektiver Erfolge ständig das Gefühl hast, nicht gut genug zu sein, nagt das massiv am Selbstwert. Das Leben fühlt sich an wie ein ständiger Kampf gegen das eigene vermeintliche Versagen.

Das Drama der Diskrepanz – außen hui, innen pfui

Was das Ganze so frustrierend macht: Von außen sieht alles oft perfekt aus. Die Person ist erfolgreich, kompetent, bekommt Anerkennung. Niemand würde auf die Idee kommen, dass da innerlich ein Drama abläuft. Die Kollegin, die gerade zur Abteilungsleiterin befördert wurde, wirkt selbstbewusst und kompetent. Dass sie nachts schweißgebadet aufwacht, weil sie Angst hat, als Betrügerin entlarvt zu werden? Das sieht niemand.

Diese Diskrepanz zwischen Außen- und Innenperspektive kann dazu führen, dass Betroffene sich extrem isoliert fühlen. Sie denken: „Niemand würde mich verstehen, wenn ich sage, dass ich mich wie ein Hochstapler fühle. Ich habe doch alles, was andere anstreben – den Job, die Anerkennung, den Erfolg. Wie kann ich dann behaupten, dass ich leide?“ Die Scham darüber, trotz äußerer Erfolge innerlich zu kämpfen, verhindert oft, dass sie sich jemandem anvertrauen.

Dabei ist genau das häufig der erste Schritt zur Besserung: zu realisieren, dass man nicht allein ist. Dass dieses Gefühl einen Namen hat. Dass verdammt viele Menschen – darunter hocherfolgreiche Persönlichkeiten aus allen Bereichen, von der Medizin über die Wissenschaft bis zur Kunst – ähnlich empfinden. Das Impostor-Phänomen ist kein Zeichen von Schwäche oder tatsächlicher Inkompetenz. Es ist ein psychologisches Muster, das viele Menschen betrifft.

Warum das Gehirn manchmal die dümmsten Schlussfolgerungen zieht

Aus psychologischer Sicht ist das Hochstapler-Syndrom faszinierend, weil es zeigt, wie stark kognitive Verzerrungen unser Leben beeinflussen können. Unser Gehirn ist fantastisch darin, Muster zu erkennen und Schlussfolgerungen zu ziehen – aber manchmal zieht es die komplett falschen Schlüsse und hält dann stur daran fest.

Das Impostor-Phänomen ist im Kern eine selbsterfüllende Prophezeiung mit verdrehter Logik. Du glaubst, du bist inkompetent. Also arbeitest du exzessiv, um das zu kompensieren. Du bist erfolgreich – aber schreibst den Erfolg der Überarbeitung zu, nicht deiner Kompetenz. Das bestätigt deine ursprüngliche Annahme: „Siehst du? Ohne die Überarbeitung wäre ich entlarvt worden.“ Der Kreislauf schließt sich perfekt. Dein Gehirn hat einen wasserdichten Beweis dafür gefunden, dass du ein Hochstapler bist – obwohl die Logik komplett falsch ist.

Hinzu kommt ein Phänomen, das Psychologen als Sicherheitsverhalten bezeichnen. Menschen mit Ängsten entwickeln Strategien, um die gefürchtete Situation zu vermeiden oder abzumildern. Bei sozialen Ängsten könnte das sein, auf Partys immer am Rand zu stehen und niemandem in die Augen zu schauen. Beim Hochstapler-Syndrom ist es die Überarbeitung, die Vermeidung von Herausforderungen, das Ablehnen von Lob.

Das Problem mit Sicherheitsverhalten: Solange es „funktioniert“, kann die Person nie die korrigierende Erfahrung machen, dass die Angst unbegründet war. „Ich habe in der Präsentation nicht versagt – aber nur, weil ich mich eine Woche lang totgearbeitet und jeden Satz auswendig gelernt habe.“ Die alternative Erklärung – „Ich bin einfach kompetent genug, um eine gute Präsentation zu halten“ – wird nie getestet. Die Angst bleibt bestehen, weil das Gehirn nie lernt: „Hey, die Katastrophe, vor der ich Angst hatte, tritt ja gar nicht ein.“

Raus aus der Hochstapler-Falle – es gibt Wege, versprochen

Die gute Nachricht: Das Hochstapler-Syndrom ist kein unabänderliches Schicksal. Es sind erlernte Denkmuster – und die lassen sich auch wieder verlernen oder zumindest deutlich abschwächen. Das erfordert Arbeit und Zeit, aber es ist möglich. Hier sind einige Strategien, die aus psychologischer Sicht sinnvoll sind.

  • Hole dir Realitätschecks von außen: Bitte Menschen, denen du vertraust, um ehrliches Feedback zu deiner Arbeit. Nicht, um einfach nur Bestätigung zu bekommen, sondern um eine realistischere Außenperspektive auf deine Fähigkeiten zu entwickeln. Andere sehen oft Kompetenzen bei dir, die du selbst überhaupt nicht wahrnimmst.
  • Führe ein Erfolgsjournal – und sei konkret: Schreibe regelmäßig auf, was du erreicht hast – und notiere ganz konkret, welche deiner Fähigkeiten dazu beigetragen haben. Nicht: „Projekt war erfolgreich (aber nur Glück).“ Sondern: „Projekt war erfolgreich, weil ich die Zeitplanung gut strukturiert habe, weil ich das Team motiviert habe, weil ich die kritischen Punkte frühzeitig erkannt habe.“
  • Hinterfrage deine Erklärungen bewusst: Wenn du das nächste Mal denkst „Das war nur Glück“, halte inne. Frage dich: Welche konkreten Dinge habe ich getan, die zum Erfolg beigetragen haben? Übung, Vorbereitung, Fachwissen, Problemlösungskompetenz? Trainiere dein Gehirn aktiv darauf, auch interne Faktoren wahrzunehmen.
  • Setze bewusst „gut genug“-Standards: Nicht alles muss perfekt sein. Wirklich nicht. Experimentiere damit, Aufgaben mit 80 Prozent Perfektion abzugeben, statt mit 100 Prozent. Diese Übung hilft, die Angst vor Fehlern zu reduzieren und zu erleben, dass die befürchtete Katastrophe ausbleibt.
  • Sprich darüber – du wirst überrascht sein: Teile deine Gefühle mit Menschen, denen du vertraust. Du wirst überrascht sein, wie viele sagen: „Oh mein Gott, mir geht es genauso!“ Allein das Wissen, nicht allein zu sein, kann enorm entlastend wirken.
  • Ziehe professionelle Hilfe in Betracht: Wenn das Impostor-Phänomen dein Leben massiv einschränkt, chronischen Stress verursacht oder mit Angst und Depression einhergeht, kann eine Psychotherapie – etwa kognitive Verhaltenstherapie – sehr wirksam sein.

Die Wahrheit, die du wahrscheinlich nicht glauben wirst

Hier ist eine Wahrheit, die Menschen mit Hochstapler-Syndrom extrem schwer akzeptieren können: Wenn du dich wie ein Hochstapler fühlst, bist du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keiner. Echte Betrüger und inkompetente Menschen zweifeln selten an sich selbst – sie sind oft von ihrer Großartigkeit überzeugt, auch wenn sie objektiv keine Ahnung haben. Psychologen nennen das den Dunning-Kruger-Effekt: Menschen mit geringer Kompetenz überschätzen sich systematisch, während kompetente Menschen sich eher unterschätzen.

Das Impostor-Phänomen trifft gerade diejenigen, die selbstreflektiert sind, hohe Standards haben und ihre eigenen Grenzen kennen. Ironischerweise sind genau das Eigenschaften, die gute Fachkräfte, Führungspersonen und Kreative auszeichnen. Deine Selbstzweifel sind kein Beweis für Inkompetenz – sie sind oft ein Zeichen dafür, dass du die Komplexität deines Fachgebiets wirklich verstanden hast.

Ja, niemand weiß alles. Ja, manchmal spielt Glück eine Rolle. Ja, andere Menschen haben zu deinem Erfolg beigetragen. Aber das bedeutet nicht, dass du nichts kannst. Es bedeutet, dass du in einem komplexen System aus Fähigkeiten, Umständen und Zusammenarbeit erfolgreich warst – und dass du definitiv deinen Anteil daran hattest. Dein Erfolg ist nicht nur Zufall. Er ist auch das Ergebnis deiner Kompetenz, deiner Arbeit, deiner Fähigkeiten.

Das Hochstapler-Syndrom zeigt sich in konkreten, erkennbaren Verhaltensweisen: in der Art, wie Erfolge erklärt werden, in der exzessiven Arbeit aus Angst, im Vermeiden von Herausforderungen, im reflexartigen Abwehren von Komplimenten. Diese Muster sind verstehbar – und veränderbar. Sie sind nicht in Stein gemeißelt.

Wenn du dich in diesem Artikel wiedererkannt hast, ist das kein Grund zur Panik oder Resignation. Es ist ein erster, wichtiger Schritt: Du hast jetzt einen Namen für das, was du erlebst. Du weißt, dass du nicht allein bist – dass Millionen von Menschen, darunter sehr erfolgreiche, das Gleiche durchmachen. Und du weißt, dass es konkrete Wege gibt, mit diesem Phänomen umzugehen und die verzerrten Denkmuster Schritt für Schritt zu korrigieren. Dein Gehirn erzählt dir vielleicht manchmal Geschichten über deine vermeintliche Unfähigkeit – aber du musst ihm nicht alles glauben, was es dir einflüstert.

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