Millionen tragen sie täglich und ahnen nichts: Was sich wirklich in Ihren Pantoffeln versteckt und warum Ärzte jetzt warnen

Sie liegen im Flur, oft unscheinbar, manchmal flauschig, manchmal alt und plattgetreten. Pantoffeln gelten als Sinnbild des häuslichen Komforts, doch kaum jemand denkt an sie als potenzielle Quelle von Bakterien, Schimmel und Gerüchen. Ein Mensch verbringt durchschnittlich mehrere Stunden täglich in Hausschuhen – auf Holz, Teppich, Fliesen –, und doch werden sie selten gereinigt oder ausgetauscht. Der Glaube, dass „drinnen getragen“ automatisch „sauber“ bedeutet, ist einer der hartnäckigsten Haushaltsirrtümer.

Die Forschung zur häuslichen Hygiene zeigt zunehmend, dass Textilien im Wohnbereich komplexe mikrobielle Ökosysteme beherbergen können. Das internationale MetaSUB-Konsortium, das weltweit städtische Oberflächen auf ihre mikrobielle Besiedlung untersucht hat, dokumentierte die erstaunliche Vielfalt von Mikroorganismen in unserer unmittelbaren Umgebung. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Studie verdeutlichen, dass selbst vermeintlich saubere Innenbereiche von einer reichhaltigen Mikroflora bewohnt werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Textilhygiene im häuslichen Umfeld zeigen, dass sich in warmen, feuchten und sauerstoffreichen Materialien innerhalb weniger Tage ein komplexes Mikrobiom bildet. Pantoffeln bieten exakt diese Bedingungen: Körperschweiß, Hautschuppen und mangelnde Belüftung bilden den idealen Nährboden für verschiedene Mikroorganismen, darunter Staphylokokken, Dermatophyten (die Erreger von Fußpilz) und geruchsverursachende Bakterien der Gattung Brevibacterium.

Die Vernachlässigung dieses Problems führt nicht nur zu unangenehmem Geruch, sondern kann über Mikroverletzungen der Haut Infektionen begünstigen. Gleichzeitig schadet die andauernde Feuchtigkeit der Form der Pantoffeln, deformiert das Fußbett und begünstigt orthopädische Beschwerden. Besonders aufschlussreich sind dabei die Erkenntnisse aus der Schimmelpilzforschung: Das Umweltbundesamt hat in seinem Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall dokumentiert, dass Schimmelpilzwachstum im Innenraum hauptsächlich durch drei Faktoren bestimmt wird: Feuchtigkeit, Nährstoffangebot und Temperatur – genau jene Bedingungen, die in getragenen Pantoffeln vorherrschen.

Warum „nur drinnen“ kein hygienischer Schutz ist

Der Irrtum beginnt beim Wort Hausschuh: Die semantische Verbindung mit „Haus“ vermittelt Sauberkeit und Schutz. Doch jedes Mal, wenn man vom Bad in die Küche geht, trägt man eine mikroskopische Spur des jeweiligen Milieus mit. Das zusammengenommen ergibt binnen weniger Wochen eine überraschend dichte Mischflora.

Um die Dimensionen zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Forschung zu Schuhen allgemein. Dr. Charles Gerba, Mikrobiologe an der University of Arizona, untersuchte in einer Studie die bakterielle Belastung von Schuhsohlen und fand heraus, dass Schuhe überwiegend Kolibakterien aufweisen. Eine weitere Untersuchung von Kevin Garey von der University of Houston dokumentierte, dass sich auf etwa einem Viertel aller untersuchten Schuhsohlen das gefährliche Darmbakterium Clostridium difficile befindet. Obwohl sich diese Studien primär auf Straßenschuhe beziehen, verdeutlichen sie das grundsätzliche Potenzial von Schuhwerk als Träger von Mikroorganismen.

Diese unerwünschte Symbiose entsteht, weil Feuchtigkeit durch Schweiß und warme Raumluft Bakterienwachstum fördert. Haustiere tragen durch Haare und Hautpartikel zusätzliche organische Substanz ein. Böden – auch drinnen – enthalten Sporen, Staubmilben und Rückstände von Putzmitteln. Kunststoffsohlen erlauben kaum Luftzirkulation, wodurch sich Wärme staut.

Viele Menschen bemerken die Folgen erst, wenn ein modriger oder säuerlicher Geruch auftritt. Zu diesem Zeitpunkt ist die mikrobiologische Belastung bereits hoch, und eine bloße Geruchsneutralisierung reicht nicht mehr aus. Die AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie aus dem Jahr 2024, erstellt von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, betont in diesem Zusammenhang, dass Bewohner von feuchten oder verschimmelten Wohnungen ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen und Asthmaerkrankungen haben. Auch wenn Pantoffeln selbst nicht direkt zu Atemwegsproblemen führen, zeigt dies die gesundheitliche Relevanz von Feuchtigkeit und mikrobieller Belastung im häuslichen Umfeld.

Ein häufiger Denkfehler: „Ich trage ja Socken drunter.“ Doch Socken bieten nur begrenzten Schutz vor der mikrobiellen Kontamination, insbesondere wenn sie durchfeuchtet sind und ihre potenzielle Filterfunktion verlieren.

Die unterschätzten Folgen von schlechter Pantoffelhygiene

Das Problem bleibt meist unbemerkt, weil die negativen Effekte schleichend eintreten. Ein unangenehmer Geruch lässt sich maskieren, aber die biologischen Prozesse im Inneren der Pantoffeln laufen ungehindert weiter.

Bakterielle Besiedlung und Geruchsbildung

Gerüche entstehen durch die Zersetzung von Keratin, Fettsäuren und Schweiß durch bakterielle Enzyme. Besonders aktiv sind Corynebacterium und Micrococcus luteus, beide für den typischen „Fußgeruch“ verantwortlich. Diese Mikroorganismen überleben auch nach dem Trocknen, da sie Sporen bilden können. Die Mechanismen dieser Geruchsbildung sind komplex und hängen eng mit dem mikrobiellen Stoffwechsel zusammen. Bakterien zersetzen organische Substanzen und setzen dabei flüchtige Verbindungen frei, die wir als unangenehm empfinden. Je länger Pantoffeln ohne Reinigung getragen werden, desto größer wird die bakterielle Population und desto intensiver der entstehende Geruch.

Risiko für Fußpilz und Hautinfektionen

Feuchtwarme Pantoffeln fördern das Wachstum von Trichophyton rubrum, dem Hauptverursacher von Tinea pedis (Fußpilz). Wiederholter Kontakt mit kontaminierten Fasern führt zu Reinfektionen, selbst wenn die Erstinfektion längst abgeheilt scheint. Ein häufig übersehener Faktor ist, dass selbst faserfreie oder synthetische Innenflächen Pilzsporen beherbergen können, wenn die Schuhe nicht regelmäßig desinfiziert oder gewaschen werden.

Die Persistenz von Pilzsporen in Textilien ist bemerkenswert. Sie können monatelang überleben und bei günstigen Bedingungen – also Wärme und Feuchtigkeit – erneut aktiv werden. Dies erklärt, warum viele Menschen trotz erfolgreicher Behandlung immer wieder mit Fußpilz zu kämpfen haben: Die Quelle der Reinfektion liegt möglicherweise in ihren eigenen Schuhen.

Mechanische und orthopädische Schäden

Abgenutzte Sohlen verändern die Druckverteilung beim Gehen. Diese kleinen Faktoren führen über Monate zu Fehlbelastungen der Gelenke, insbesondere bei Menschen, die viel im Haus stehen oder laufen. Der psychologische Komfort, bewirkt durch das Gefühl von Wärme, täuscht so über eine reale körperliche Belastung hinweg. Feuchtigkeit trägt zur Materialermüdung bei. Durchnässte Einlegesohlen verlieren ihre Stützfunktion, das Fußbett gibt nach, und die biomechanische Ausrichtung des Fußes verändert sich. Was als kaum spürbarer Unterschied beginnt, kann sich über Monate zu chronischen Beschwerden entwickeln – von Plantarfasziitis bis zu Knieproblemen.

Auswirkungen auf die Raumluftqualität

Kaum jemand denkt daran, dass Pantoffeln einen Beitrag zur Raumluftkontamination leisten. Feuchte Innenflächen setzen flüchtige organische Verbindungen (VOCs) frei, die sich mit anderen Geruchspartikeln in der Wohnung vermischen. Diese Mischung kann Reizungen der Atemwege oder bei empfindlichen Personen Kopfschmerz verursachen.

Das Max Rubner-Institut und das Umweltbundesamt haben ausführlich zu Schimmelpilzen und deren Auswirkungen auf die Innenraumluft geforscht. Wie diese Institutionen dokumentieren, können feuchte Materialien im Wohnraum zur Freisetzung von Sporen und mikrobiellen Stoffwechselprodukten führen. Auch wenn Pantoffeln im Vergleich zu befallenen Wänden eine kleinere Quelle darstellen, tragen sie dennoch zur Gesamtbelastung bei, besonders wenn mehrere Paare in schlecht belüfteten Schränken aufbewahrt werden.

Wie man hygienische Standards für Pantoffeln definiert

Die Haushaltswissenschaft hat für Textilien klare Waschstandards, doch für Pantoffeln fehlen sie weitgehend. Deshalb sind folgende Richtwerte sinnvoll und umsetzbar: Waschbare Pantoffeln aus Baumwolle, Mikrofaser oder Filz mit Stoffsohle sollten regelmäßig bei 40 bis 60 Grad Celsius gewaschen werden. Bei nicht waschbaren Modellen aus Schaumstoff, Leder oder Memory Foam ist ein regelmäßiger Austausch ratsam. Nach jedem Tragen sollten Pantoffeln mindestens zwölf Stunden auslüften, nicht im Schrank, sondern offen an einem trockenen Ort.

Innenflächen können regelmäßig mit Textildesinfektionsspray behandelt werden, wobei Produkte auf Alkohol- oder quaternärer Ammoniumbasis geeignet sind. Bei Anzeichen von Geruch oder sichtbarer Feuchtigkeit sollte man sofort Maßnahmen ergreifen, nicht „auf später verschieben“. Die Luftzirkulation spielt eine Schlüsselrolle. Es reicht, Pantoffeln morgens ans Fensterbrett in die Sonne zu stellen: UV-Licht reduziert die Keimlast, und Temperaturunterschiede beschleunigen den Trocknungsprozess. Die desinfizierende Wirkung von UV-Strahlung ist wissenschaftlich gut dokumentiert und wird in verschiedenen Bereichen der Hygiene eingesetzt.

Ein häufig übersehener Zusatzfaktor ist die Beschaffenheit des Bodens. In Wohnungen mit Fußbodenheizung entstehen Mikroklimata mit erhöhter relativer Luftfeuchtigkeit direkt über der Oberfläche. Pantoffeln wirken darin wie kleine Kondensationskammern – warm unten, kühl oben. Laut Umweltbundesamt beginnt Schimmelpilzwachstum auf Materialien bereits bei relativer Luftfeuchte von über 80 Prozent an der Oberfläche, wobei verschiedene Pilzarten unterschiedliche Feuchtigkeitsgrenzen haben. Wer in solchen Häusern lebt, sollte das Lüftungsintervall verdoppeln oder atmungsaktive Pantoffeln aus Naturmaterialien wählen.

Materialwahl und deren Einfluss auf Hygiene

Die richtige Materialkombination kann das Risiko von Keimbelastung deutlich senken. Entscheidend ist das Verhältnis von Saugfähigkeit, Trocknungszeit und Luftdurchlässigkeit. Filz und Wolle wirken temperaturausgleichend und absorbieren Feuchtigkeit, ohne sich nass anzufühlen. Wolle verfügt über natürliche Eigenschaften, die sie für Pantoffeln besonders geeignet machen. Pantoffeln aus reiner Wolle eignen sich ideal für Personen mit schwitzigen Füßen, sollten jedoch regelmäßig gebürstet und gelüftet werden, da die poröse Struktur Staub bindet.

Die Struktur von Wollfasern ermöglicht eine effektive Feuchtigkeitsregulierung. Im Gegensatz zu synthetischen Materialien kann Wolle bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Diese Eigenschaft reduziert die Bildung von feuchten Mikroklimata, in denen Bakterien besonders gut gedeihen. Baumwolle ist hautfreundlich, aber anfällig für Geruchsbildung, wenn sie zu dicht gewebt ist. Baumwollpantoffeln müssen häufiger gewaschen werden; ihr Vorteil liegt in der leichten Pflege und geringen Umweltbelastung beim Waschen. Baumwolle ist ein bewährtes Material für waschbare Textilien und lässt sich problemlos bei höheren Temperaturen reinigen, was für die Abtötung von Mikroorganismen wichtig ist.

Synthetische Materialien wie Polyester oder Polyurethan sind formstabil, trocknen aber langsamer und fördern Wärmestau. In schlecht belüfteten Wohnungen oder im Sommer kann das zur Bildung eines idealen mikroklimatischen Nährbodens führen. Die begrenzte Atmungsaktivität synthetischer Materialien verstärkt das Problem der Feuchtigkeitsansammlung erheblich. Ein weiteres Problem synthetischer Materialien ist ihre elektrostatische Aufladung, die Staubpartikel anzieht. Dies kann die Oberfläche zusätzlich mit organischem Material beladen, das wiederum als Nährstoff für Mikroorganismen dient.

Echtes Leder ist von Natur aus atmungsaktiv, aber empfindlich gegenüber Nässe. Es sollte regelmäßig mit alkoholfreiem Desinfektionsspray gereinigt und an der Luft getrocknet werden. Ledersohlen deformieren sich bei zu starker Hitze – also besser keine Heizungstrocknung. Die poröse Struktur von Leder ermöglicht einen Gasaustausch, der Feuchtigkeit entweichen lässt. Allerdings absorbiert Leder auch Flüssigkeiten, was bei übermäßigem Schwitzen problematisch werden kann.

Reinigung, ohne das Material zu beschädigen

Viele scheuen das Waschen aus Angst, die Pantoffeln könnten ihre Form verlieren. Dabei genügt es, die chemisch-physikalischen Eigenschaften des Materials zu respektieren. Baumwolle und Filz vertragen ein Schonprogramm bei maximal 40 bis 60 Grad Celsius mit wenig Schleudern. Wichtig ist, Seifenreste vollständig auszuspülen, da Tenside die Materialfasern langfristig schwächen können. Bei synthetischen Materialien empfiehlt sich Handwäsche mit milder Seife, gefolgt von Ausdrücken mit einem Handtuch – niemals wringen. Leder sollte nur mit einem Tuch gereinigt und danach mit Wachs oder Lederbalsam gepflegt werden; ausschließlich Lufttrocknung ist ratsam.

Wolle erfordert besondere Sorgfalt: Spezialwaschmittel und lauwarmes Wasser sind essentiell, und mechanisches Reiben sollte vermieden werden, um Filzbildung zu verhindern. Die Keratinstruktur der Wolle ist empfindlich gegenüber alkalischen Substanzen und mechanischer Beanspruchung. Bei falscher Behandlung verhaken sich die Schuppen der Wollfaser irreversibel – der Stoff verfilzt.

Die Temperatur spielt eine entscheidende Rolle bei der Desinfektion. Während 40 Grad Celsius viele Bakterien reduzieren, werden hartnäckige Sporen oft erst bei 60 Grad Celsius zuverlässig inaktiviert. Allerdings vertragen nicht alle Materialien diese Temperaturen. Hier muss man einen Kompromiss zwischen hygienischer Wirkung und Materialschonung finden.

Präventive Maßnahmen für dauerhaft frische Pantoffeln

Regelmäßiges Waschen allein genügt nicht. Durch kleine, konsequent angewandte Routinen lässt sich die Lebensdauer der Pantoffeln verdoppeln und ihre Hygiene erhalten. Eine bewährte Strategie ist die Anschaffung einer zweiten Garnitur: Zwei Paar abwechselnd zu tragen ermöglicht vollständiges Austrocknen zwischen den Tragezeiten. Dieser einfache Schritt reduziert die kumulative Feuchtigkeitsbelastung erheblich. Wenn möglich, sollten Innensohlen herausgenommen und separat gewaschen oder ausgetauscht werden.

Backpulver oder Aktivkohlebeutel, nachts in die Pantoffeln gelegt, absorbieren Feuchtigkeit und Geruch. Diese Methode ist besonders effektiv bei nicht waschbaren Modellen. Natriumhydrogencarbonat (Backpulver) neutralisiert nicht nur Gerüche durch seine alkalische Wirkung, sondern absorbiert auch Feuchtigkeit. Aktivkohle wiederum verfügt über eine enorme innere Oberfläche, die Geruchsmoleküle und Feuchtigkeit adsorbiert.

In stark beheizten Räumen kann der Einsatz eines Feuchtigkeitsmessers oder Hygrometers sinnvoll sein, um kritische Werte zu erkennen. Das Umweltbundesamt empfiehlt in seinen Richtlinien zur Schimmelpilzprävention, die relative Luftfeuchtigkeit in Innenräumen unter 60 Prozent zu halten. Bei höheren Werten steigt das Risiko für mikrobielles Wachstum exponentiell.

Barfußphasen unterbrechen die permanente Wärme- und Feuchtigkeitsakkumulation in den Schuhen. Regelmäßiges Barfußgehen zu Hause gibt sowohl den Füßen als auch den Pantoffeln Zeit zur Regeneration. Die Haut kann atmen, überschüssige Feuchtigkeit verdunstet, und die natürliche Hautflora stabilisiert sich. Auf lange Sicht verbessert eine solche Routine nicht nur die Haushygiene, sondern auch die Fußgesundheit: geringere Hautmazerationen, weniger Hornhautbildung und ein stabileres mikrobielles Gleichgewicht der Hautflora.

Wenn Pantoffeln zur Gesundheitsinvestition werden

Pantoffeln mögen trivial wirken, doch in Wirklichkeit sind sie ein Element der präventiven Gesundheitsfürsorge. Der Fuß ist ein biomechanisch komplexes System aus 26 Knochen, 33 Gelenken und über 100 Muskeln. Seine Regeneration hängt direkt von Temperatur, Luftzirkulation und mikrobieller Belastung ab. Ein sauberer, trockener Schuh schafft beste Bedingungen für diese Regeneration. Orthopäden betonen inzwischen, dass schlecht gepflegte Hausschuhe vergleichbare Risiken bergen können wie zu enge Straßenschuhe – insbesondere bei älteren Menschen oder Diabetikern, deren Hautbarriere empfindlicher ist.

Diabetiker sind besonders gefährdet: Die oft verminderte Durchblutung und Nervenfunktion in den Füßen reduziert sowohl die Immunabwehr als auch das Schmerzempfinden. Kleinste Verletzungen, verursacht durch Druckstellen in deformierten Pantoffeln oder begünstigt durch bakterielle Infektionen, können zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Die AWMF-Leitlinie zu Schimmelpilzen weist darauf hin, dass Menschen mit geschwächtem Immunsystem besonders anfällig für Infektionen durch Umweltkeime sind.

Die Investition in qualitativ hochwertige, waschbare und atmungsaktive Pantoffeln ist daher keine ästhetische, sondern eine medizinische Entscheidung. Gute Pantoffeln unterstützen das Fußgewölbe, verteilen den Druck gleichmäßig, bleiben auch nach mehrmaligem Waschen formstabil und ermöglichen eine ausreichende Belüftung.

Ökologische und ökonomische Perspektive

Die häufigere Reinigung oder der regelmäßige Austausch von Pantoffeln wirft die Frage nach Nachhaltigkeit auf. Tatsächlich erzeugt eine 40-Grad-Wäsche im Kurzprogramm weniger als 0,5 kWh Energieverbrauch – weit unter dem ökologischen Fußabdruck eines Neukaufs, der Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport und Verpackung umfasst. Es lohnt sich also, langlebige Materialien zu wählen und sie pfleglich zu reinigen, anstatt billigere Modelle häufiger zu entsorgen.

Der Lebenszyklus eines Produkts beginnt mit der Rohstoffgewinnung und endet mit der Entsorgung. Bei Textilien ist die Produktionsphase besonders ressourcenintensiv: Baumwollanbau benötigt große Mengen Wasser, synthetische Fasern werden aus Erdöl gewonnen, und Transportwege sind oft lang. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer durch angemessene Pflege reduziert die Umweltbelastung pro Nutzungsjahr erheblich.

Wer auf Umweltaspekte achtet, wählt recycelbare Naturfasern oder kompensiert durch nachhaltige Waschgewohnheiten: niedrige Temperaturen, volle Waschmaschine, ökologische Waschmittel und Lufttrocknung statt Trockner. Diese Maßnahmen reduzieren den Energieverbrauch und die Emission von Mikroplastik aus synthetischen Fasern, die bei jedem Waschgang ins Abwasser gelangen.

Kleine, unsichtbare Gewohnheiten mit großer Wirkung

Pantoffeln sind das stille Bindeglied zwischen Körper und Raum. Ihre Pflege ist kein modischer Luxus, sondern eine bewusste Haltung gegenüber Wohngesundheit. Ein einfacher Rhythmus – Lüften, Waschen, Austauschen – genügt, um mikrobielle Dynamiken im Gleichgewicht zu halten. Schon das Aufstellen eines kleinen offenen Regals statt einer geschlossenen Box im Flur verbessert die Luftzirkulation und verhindert, dass sich Feuchtigkeit staut. Geschlossene Schuhschränke schaffen ein stagnierendes Mikroklima, in dem die Luftfeuchtigkeit steigt und die Verdunstung behindert wird.

Ebenso hilfreich ist ein regelmäßiger Geruchstest: Frische Pantoffeln riechen nach neutralem Textil, nicht nach Parfüm. Duftstoffe verschleiern nur, was saubere Materialien gar nicht nötig haben. Ein unangenehmer Geruch ist immer ein Warnsignal für mikrobielle Aktivität und sollte nicht durch Raumsprays überdeckt, sondern durch Reinigung beseitigt werden. Saubere Pantoffeln verbessern das Wohlbefinden messbar. Wer abends nicht durch feuchte Wärme, sondern durch angenehm trockenen Stoff tritt, spürt sofort die Leichtigkeit des Fußes – ein physischer Beweis dafür, dass Hygiene nicht steril, sondern erleichternd wirkt.

Die wissenschaftliche Forschung hat in den letzten Jahren zunehmend die Bedeutung des häuslichen Mikrobioms erkannt. Das MetaSUB-Konsortium und andere Forschungsinitiativen haben gezeigt, dass wir in einer Welt voller Mikroorganismen leben, die nicht per se schädlich sind. Vielmehr geht es darum, ein gesundes Gleichgewicht zu wahren. Übermäßige Sterilität kann ebenso problematisch sein wie mangelnde Hygiene, da unser Immunsystem des Kontakts mit Mikroben bedarf, um funktionsfähig zu bleiben. Dennoch gibt es klare Schwellenwerte: Wenn Feuchtigkeit, Nährstoffe und Temperatur optimal zusammentreffen, können sich pathogene Keime explosionsartig vermehren.

Die Erkenntnisse aus Mikrobiologie, Textilwissenschaft und Innenraumhygiene lassen sich zu praktischen Empfehlungen verdichten:

  • Waschbare Pantoffeln sollten mindestens alle zwei bis drei Wochen bei 40 bis 60 Grad Celsius gereinigt werden
  • Nicht waschbare Modelle müssen bei anhaltenden Gerüchen oder sichtbaren Abnutzungserscheinungen ersetzt werden
  • Tägliches Auslüften an einem trockenen, gut belüfteten Ort ist essentiell für die Reduzierung mikrobieller Belastung
  • Die Anschaffung eines zweiten Paars ermöglicht abwechselndes Tragen und vollständiges Trocknen
  • Regelmäßige Kontrolle auf Geruch und Feuchtigkeit verhindert, dass Probleme unbemerkt eskalieren

Damit verschwindet nicht nur der Geruch, sondern auch das Risiko von Hautinfektionen, orthopädischen Beschwerden und einer unnötigen Belastung der Raumluft. Die richtige Pflege von Pantoffeln ist eine der einfachsten und wirksamsten Maßnahmen für ein gesünderes Zuhause – oft unterschätzt, aber wissenschaftlich fundiert und praktisch umsetzbar.

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