dm startet Medikamenten-Offensive: Warum deine Apotheke um die Ecke jetzt ein Problem hat

Der deutsche Gesundheitsmarkt steht vor einem Wendepunkt. Die Drogeriekette dm startet diese Woche mit einem eigenen Online-Versand für rezeptfreie Medikamente und löst damit eine beispiellose Welle der Aufmerksamkeit aus. Bereits jetzt suchen Millionen Deutsche nach Informationen zu dm-med, der neuen Gesundheitsplattform des Karlsruher Unternehmens. Die Frage, die dabei im Mittelpunkt steht: Was bedeutet dieser Schritt für Verbraucher, Apotheken und den gesamten Arzneimittelmarkt?

Mit rund 2.500 rezeptfreien Medikamenten im Sortiment betritt dm einen hochregulierten Markt, der traditionell fest in den Händen der etablierten Apothekerschaft liegt. Der Versand erfolgt aus einem eigens eingerichteten Logistikzentrum in Tschechien, was zeigt, wie ernst das Unternehmen dieses Vorhaben meint. Für dm-Geschäftsführer Christoph Werner handelt es sich um das wichtigste Projekt der gesamten Unternehmensgeschichte.

Online-Versand rezeptfreier Medikamente startet diese Woche

Am kommenden Dienstag fällt der Startschuss für eine neue Ära im deutschen Einzelhandel. Was jahrelang undenkbar schien, wird Realität: dm verkauft künftig Arzneimittel online und verwischt damit die Grenze zwischen Drogerie und Apotheke endgültig. Während das Unternehmen bisher vor allem für Kosmetik, Windeln und Haushaltswaren bekannt war, dringt es nun in einen Bereich vor, der bislang weitgehend den approbierten Apothekern vorbehalten war.

Das Sortiment unter dem Label dm-med umfasst zunächst ausschließlich rezeptfreie Präparate aus dem OTC-Bereich. Hustensäfte, Schmerzmittel, Erkältungspräparate und andere frei verkäufliche Arzneimittel können künftig bequem von zu Hause aus bestellt werden. Verschreibungspflichtige Medikamente bleiben vorerst außen vor – hier bleibt der Gang zur klassischen Apotheke weiterhin notwendig.

Gesundheitsplattform für digital-affine Zielgruppen

Das neue Konzept richtet sich bewusst an jüngere, internetaffine Kundengruppen, die Online-Shopping als selbstverständlich empfinden. Diese Zielgruppe scheut oft die Hürde, für jede Kleinigkeit zur Apotheke zu gehen, und schätzt die Bequemlichkeit, Medikamente wie andere Produkte auch digital bestellen zu können. Besonders attraktiv dürfte das Angebot für Menschen sein, die außerhalb regulärer Öffnungszeiten feststellen, dass das Fiebermittel oder die Kopfschmerztabletten ausgegangen sind.

Neben den Arzneimitteln sollen auch spezielle hautkosmetische Produkte und perspektivisch weitere Gesundheitsservices ins Sortiment aufgenommen werden. dm positioniert sich damit als modernes Gesundheitsunternehmen, das über das klassische Drogeriegeschäft hinauswachsen will. Diese strategische Neuausrichtung markiert einen fundamentalen Wandel in der Selbstwahrnehmung des gesamten Konzerns.

Apothekerschaft reagiert mit deutlicher Kritik

Der Vorstoß von dm bleibt nicht ohne Widerstand. Aus Teilen der deutschen Apothekerschaft kommen deutliche Warnungen. Die Befürchtungen sind nachvollziehbar: Mit dm betritt ein Schwergewicht den Markt, das über enorme finanzielle Ressourcen, mehr als 2.000 Filialen allein in Deutschland und eine gigantische Kundenbasis verfügt. Kritiker fürchten einen verschärften Preiswettbewerb, der die ohnehin schrumpfenden Margen im OTC-Bereich weiter unter Druck setzt.

Besonders kleine und mittelständische Vor-Ort-Apotheken sehen sich durch diese Entwicklung herausgefordert. Sie befürchten eine weitere Verlagerung von Umsätzen hin zum Onlinehandel – ein Trend, der sich durch die Corona-Pandemie bereits beschleunigt hat. Die zentrale Frage lautet: Können inhabergeführte Apotheken diesem Wettbewerbsdruck langfristig standhalten, wenn auch andere Drogerieketten dem Beispiel von dm folgen sollten?

Chancen und Risiken für Verbraucher

Für Konsumenten dürfte der Markteintritt von dm zunächst positive Effekte haben. Mehr Wettbewerb bedeutet in der Regel niedrigere Preise, größere Auswahl und erweiterte Serviceangebote. Die Möglichkeit, rezeptfreie Medikamente rund um die Uhr online zu bestellen, bietet einen klaren Komfortvorteil gegenüber den begrenzten Öffnungszeiten vieler Apotheken.

Allerdings mahnen Gesundheitsexperten zur Vorsicht: Auch rezeptfreie Medikamente sind keine harmlosen Konsumgüter. Die persönliche Beratung durch pharmazeutisches Fachpersonal, wie sie Apotheken bieten, kann bei der richtigen Anwendung und Dosierung entscheidend sein. Es bleibt abzuwarten, wie dm diesen Aspekt in seinem Online-Angebot abbilden wird.

Paradigmenwechsel im deutschen Gesundheitsmarkt

Die Tragweite dieser Entwicklung geht weit über den bloßen Verkauf von Hustensaft und Kopfschmerztabletten hinaus. dm stellt mit seinem Vorstoß grundsätzliche Fragen: Wer darf künftig Gesundheitsprodukte verkaufen? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Drogerie, Apotheke und Gesundheitsdienstleister? Und wie verändert die Digitalisierung die jahrhundertealte Struktur des Apothekenmarktes?

Die Fachpresse verfolgt diese Transformation mit großem Interesse. Branchenmagazine berichten ausführlich über jeden Schritt, denn klar ist: Wenn dm Erfolg hat, könnten andere Einzelhändler nachziehen. Der Gesundheitsmarkt, lange Zeit stabil und überschaubar strukturiert, könnte vor der größten Umwälzung seit Jahrzehnten stehen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich das Konzept durchsetzt und wie der Markt darauf reagiert.

Wo wirst du künftig rezeptfreie Medikamente kaufen?
Bei dm online bestellen
Weiterhin in der Apotheke
Je nach Preis entscheiden
Erst mal abwarten
Gar nicht mehr online

Schreibe einen Kommentar