Wer kennt das nicht: Am Ende des Monats ist das mobile Datenvolumen plötzlich aufgebraucht, obwohl man doch eigentlich sparsam damit umgegangen ist. Die Übeltäter lauern oft dort, wo man sie am wenigsten vermutet – in den Einstellungen beliebter Apps wie Facebook. Die Auto-Play-Funktion der Plattform frisst im Hintergrund massiv Datenvolumen, indem sie Videos bereits lädt, während ihr durch euren Feed scrollt. Ein einzelnes HD-Video kann dabei locker 50 bis 100 Megabyte verschlingen, selbst wenn ihr es niemals anklickt oder anschaut.
Warum Facebook heimlich eure Daten verbraucht
Facebook hat die Auto-Play-Funktion eingeführt, um die Nutzererfahrung zu verbessern – Videos starten automatisch, wenn sie im sichtbaren Bereich erscheinen. Was zunächst praktisch klingt, entpuppt sich als raffinierte Strategie: Je reibungsloser Videos abgespielt werden, desto länger bleiben Nutzer in der App. Das Problem dabei ist der aggressive Preload-Mechanismus. Die App lädt Videos bereits im Hintergrund vor, noch bevor sie überhaupt auf eurem Bildschirm erscheinen. So soll vermieden werden, dass ihr beim Scrollen auf Ladezeiten warten müsst.
Dieser Komfort hat allerdings seinen Preis. Im mobilen Netz summieren sich diese vorgeladenen Videos schnell zu mehreren Hundert Megabyte pro Tag. Besonders ärgerlich wird es, wenn man bedenkt, dass viele dieser Videos nie wirklich angesehen werden – sie tauchen kurz im Feed auf, während man weiterscrollt, und schon hat Facebook im Hintergrund Daten gezogen.
So überprüft ihr euren bisherigen Datenverbrauch
Bevor ihr die Einstellungen optimiert, lohnt sich ein Blick auf den tatsächlichen Datenverbrauch der Facebook-App. Sowohl Android als auch iOS bieten integrierte Statistiken, die euch zeigen, welche Apps die größten Datenfresser sind. Bei Android öffnet ihr die Einstellungen, tippt auf „Netzwerk & Internet“, dann auf „Mobile Daten“ und scrollt zur App-Übersicht. Hier seht ihr genau, wie viel Datenvolumen Facebook im aktuellen Abrechnungszeitraum verbraucht hat. iOS-Nutzer navigieren zu „Einstellungen“, dann zu „Mobilfunk“ und scrollen nach unten, wo eine detaillierte Auflistung aller Apps mit ihrem jeweiligen Datenverbrauch wartet.
Die Zahlen können überraschen. Nutzer berichten regelmäßig von mehreren Gigabyte monatlichem Verbrauch allein durch Facebook – oft mehr als durch YouTube oder andere Video-Plattformen, die man bewusst nutzt. Das liegt daran, dass Facebook nicht nur die Videos lädt, die ihr aktiv anschaut, sondern auch jene, an denen ihr einfach nur vorbeiscrollt.
Auto-Play deaktivieren und Datenvolumen schonen
Die effektivste Methode, um den Datenhunger von Facebook zu zügeln, ist die Anpassung der Auto-Play-Einstellungen. Öffnet die Facebook-App und tippt auf das Menü-Symbol mit den drei horizontalen Linien. Scrollt nach unten zu „Einstellungen & Privatsphäre“ und wählt „Einstellungen“. Sucht dort nach „Medien“ oder „Videos und Fotos“ – die genaue Bezeichnung variiert je nach App-Version. Unter dem Punkt „Automatische Videowiedergabe“ habt ihr mehrere Optionen zur Auswahl.
Die Option „Nie automatisch abspielen“ spart am meisten Daten, da Videos nur starten, wenn ihr sie aktiv antippt. Ein guter Kompromiss ist „Nur bei WLAN-Verbindung“, wenn ihr die Auto-Play-Funktion zu Hause genießen, aber unterwegs euer Datenvolumen schützen wollt. Die voreingestellte Option „Bei WLAN und mobilen Daten“ solltet ihr unbedingt ändern, denn sie ist der Hauptgrund für den hohen Verbrauch.
Wer Facebook hauptsächlich am Desktop nutzt, findet die entsprechenden Einstellungen im Browser. Klickt oben rechts auf den Pfeil nach unten und wählt „Einstellungen & Privatsphäre“, dann „Einstellungen“. In der linken Spalte findet ihr „Videos“, wo ihr ebenfalls die Auto-Play-Funktion anpassen könnt.
Weitere versteckte Datenfresser in Facebook
Die Auto-Play-Funktion ist nicht die einzige Quelle übermäßigen Datenverbrauchs. Facebook lädt standardmäßig Bilder und Videos in höchster Qualität, selbst wenn euer Display oder eure Verbindung diese gar nicht optimal darstellen können. In den App-Einstellungen unter „Medien“ findet ihr oft eine Option namens „Daten sparen“ oder „Weniger mobile Daten verwenden“. Diese Funktion komprimiert Bilder und Videos stärker, reduziert die Auflösung und verzögert das Laden von Inhalten, bis sie wirklich benötigt werden. Die Qualitätseinbußen sind auf mobilen Displays meist kaum wahrnehmbar, während der Datenverbrauch um bis zu 40 Prozent sinken kann.

Hintergrund-Aktualisierung unter Kontrolle bringen
Facebook aktualisiert euren Feed auch dann, wenn die App nicht aktiv geöffnet ist. Diese Hintergrundaktivität verbraucht nicht nur Daten, sondern auch Akku. Unter iOS deaktiviert ihr dies in den Systemeinstellungen unter „Allgemein“ und „Hintergrundaktualisierung“. Android-Nutzer finden die entsprechende Option unter „Apps“, wählen Facebook aus und setzen die „Datennutzung im Hintergrund“ auf „Deaktiviert“. Dieser simple Schritt kann mehrere Hundert Megabyte pro Monat einsparen.
Warum HD-Videos besonders problematisch sind
Facebook passt die Videoqualität theoretisch an eure Verbindungsgeschwindigkeit an. In der Praxis lädt die App jedoch häufig HD-Videos mit 720p oder sogar 1080p, wenn die Verbindung dies zulässt – unabhängig davon, ob ihr mit WLAN oder mobilem Internet unterwegs seid. Ein dreiminütiges HD-Video kann problemlos 80 bis 120 Megabyte groß sein. Werden davon mehrere Videos pro Tag vorgeladen, ohne dass ihr sie wirklich anschaut, verschwinden schnell große Mengen aus eurem Datenpaket.
Besonders ärgerlich: Facebook speichert diese Videos im Cache, der sich über Wochen ansammeln kann. Regelmäßiges Leeren des App-Cache in den Systemeinstellungen unter „Apps“ und „Speicher“ befreit nicht nur Speicherplatz, sondern verhindert auch, dass alte Videos unnötig herumliegen und im Hintergrund Ressourcen beanspruchen.
Alternative Lösungen für Vielnutzer
Wer Facebook intensiv nutzt, aber trotzdem Datenvolumen sparen möchte, hat weitere Optionen. Die mobile Webseite m.facebook.com verbraucht deutlich weniger Daten als die vollwertige App, da sie schlanker programmiert ist und weniger Hintergrundprozesse ausführt. Die Bedienung fühlt sich zwar etwas anders an, aber die Grundfunktionen sind identisch. Viele Nutzer berichten von einer Datenersparnis von 50 bis 70 Prozent durch den Wechsel zur mobilen Webseite.
Manche setzen auch auf VPN-Apps mit integrierter Datenkompression. Diese leiten den gesamten Datenverkehr über Server um, die Inhalte vor der Übertragung komprimieren. Die Effektivität variiert stark je nach Anbieter und kann die Geschwindigkeit beeinflussen, weshalb diese Lösung eher für fortgeschrittene Nutzer geeignet ist.
Kontrollierte Nutzung statt Verzicht
Nach der Anpassung aller Einstellungen werdet ihr vermutlich einen deutlichen Unterschied bemerken. Die Bedienung der App fühlt sich zunächst vielleicht etwas weniger flüssig an – Videos müssen nun bewusst gestartet werden. Nach kurzer Eingewöhnung empfinden die meisten diese bewusstere Nutzung jedoch als Vorteil: Man sieht tatsächlich nur noch die Videos, die einen wirklich interessieren, statt sich passiv durch einen endlosen Stream vorab geladener Inhalte treiben zu lassen.
Überprüft euren Datenverbrauch nach ein bis zwei Wochen erneut in den Systemeinstellungen. So seht ihr schwarz auf weiß, wie viel ihr eingespart habt. Bei den aktuellen Preisen für mobiles Datenvolumen kann sich das über das Jahr gerechnet zu beachtlichen Summen addieren – oder einfach dazu führen, dass euer Paket endlich den ganzen Monat reicht, ohne gedrosselt zu werden. Die Kontrolle über den eigenen Datenverbrauch zurückzugewinnen bedeutet letztlich mehr Freiheit und weniger unangenehme Überraschungen am Monatsende.
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