Ihre Balkonblumen riechen muffig statt blumig: Diese verborgene Gefahr lauert in jedem zweiten Blumentopf

Der Duft der Surfinien: Wie Blüten wieder ihre volle Intensität entfalten und muffige Gerüche verschwinden

Der Geruch einer Surfinie ist flüchtig und dennoch unverwechselbar. Wenn die violetten, rosafarbenen oder weißen Trichterblüten im Frühsommer über den Balkonkasten hinauswachsen, sollte die Luft von ihrem süßen, leicht würzigen Aroma erfüllt sein. Viele Hobbygärtner bemerken jedoch enttäuscht: Die Pflanzen sehen gesund aus, blühen üppig – aber der Duft fehlt oder kippt in einen dumpfen, erdigen Ton. Dieses Phänomen hat nichts mit Zufall zu tun. Es ist das Ergebnis eines feinen, biochemischen Gleichgewichts zwischen Blüte, Wurzel und den Mikroorganismen der Blumenerde.

Dabei sind Surfinien eigentlich für ihre intensive Duftentwicklung bekannt. Wie Gartenexperten bestätigen, verströmen die Blüten besonders am Abend einen charakteristischen süßlichen Geruch, der den Balkon oder die Terrasse in eine aromatische Oase verwandelt. Doch was passiert, wenn genau dieser Duft ausbleibt oder sich sogar ins Gegenteil verkehrt? Die Antwort liegt tiefer als vermutet – in einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren, die weit über einfache Pflegefehler hinausgehen.

Die Surfinie, eine Züchtung der klassischen Petunie, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als eine der beliebtesten Balkonpflanzen etabliert. Ihre Robustheit, Wetterunempfindlichkeit und üppige Blütenpracht machen sie zur ersten Wahl für Gartenfreunde. Doch während die sichtbaren Eigenschaften – Farbe, Wuchsform, Blühfreudigkeit – im Mittelpunkt züchterischer Bemühungen standen, geriet eine andere Qualität oft in den Hintergrund: die olfaktorische Ausdruckskraft. Der Duft, jenes unsichtbare Merkmal, das eine Pflanze erst vollständig erlebbar macht, hängt von Bedingungen ab, die im Verborgenen wirken und sich nur selten auf den ersten Blick offenbaren.

Die biochemischen Ursachen für Duftverlust und muffige Gerüche

Der Duft von Surfinien entsteht durch flüchtige organische Verbindungen, die über Drüsenzellen an der Blütenoberfläche abgegeben werden. Diese Moleküle – vor allem Benzenoide, Terpenoide und Aldehyde – werden von der Pflanze in genau dosierter Menge produziert. Temperatur, Licht, Nährstoffverfügbarkeit und Feuchtigkeitsniveau im Substrat bestimmen, wie intensiv dieses Aroma wahrgenommen wird.

Wenn Surfinien ihren Duft verlieren oder gar unangenehm riechen, sind in vielen Fällen mikrobiologische Prozesse im Wurzelbereich beteiligt. Überschüssige Feuchtigkeit führt zu Sauerstoffmangel in der Erde. In diesen anaeroben Zonen entwickeln sich Bakterien und Pilze, die bei ihrer Atmung Schwefelwasserstoff, Buttersäure und andere übelriechende Substanzen freisetzen. Genau diese Gase überdecken oder zerstören die empfindlichen Duftnoten der Blüten.

Das Problem beginnt oft unbemerkt. Die Erde sieht auf den ersten Blick gesund aus, die Pflanze zeigt keine sichtbaren Mangelsymptome. Doch unterhalb der Oberfläche vollzieht sich ein stiller Wandel. Wenn Wasser nicht richtig abfließen kann, sammelt es sich in den unteren Schichten des Pflanzgefäßes. Dort verdrängt es den Sauerstoff, der für die Wurzelatmung essenziell ist. Die Folge: Ein Milieu, in dem sich Mikroorganismen ausbreiten, die normalerweise in gut durchlüfteter Erde keine Chance hätten.

Mehrere Umweltfaktoren verstärken diesen Effekt: Staunässe und verdichtetes Substrat verdrängen Sauerstoff aus der Erde und hemmen die Wurzelatmung. Zu große Pflanzgefäße ohne Drainage halten Wasser länger als notwendig. Überdüngung mit stickstoffbetonten Düngern fördert weiches Gewebe und Pilzbefall. Hohe Luftfeuchte bei gleichzeitig geringer Luftbewegung verhindert das Abtrocknen der Blattoberflächen.

Mit anderen Worten: Der fehlende Duft ist ein Symptom gestörter physiologischer Balance, kein genetischer Mangel der Pflanze. Die Surfinie versucht, unter widrigen Bedingungen zu überleben, und stellt dabei energieintensive Prozesse wie die Duftproduktion ein. Was auf den ersten Blick wie ein ästhetisches Problem erscheint, ist tatsächlich ein Hilfeschrei der Pflanze, ein Signal, dass ihre grundlegenden Lebensbedingungen nicht stimmen.

Die Komplexität dieses Systems wird deutlich, wenn man bedenkt, dass nicht nur eine einzige Ursache für den Duftverlust verantwortlich ist. Vielmehr handelt es sich um ein Geflecht aus miteinander verwobenen Faktoren, die sich gegenseitig verstärken können. Eine leicht zu feuchte Erde allein mag noch kein Problem darstellen. Kommt jedoch mangelnde Luftzirkulation hinzu, wird daraus eine kritische Situation. Wird zusätzlich noch zu viel Stickstoff zugeführt, kippt das System endgültig.

Wie Drainage, Substratstruktur und Bewässerung den Duft beeinflussen

Um zu verstehen, wie man den natürlichen Duft der Surfinie zurückbringt, lohnt es sich, von der Wurzel aus zu denken. Die Wurzelzone ist das olfaktorische Herz der Pflanze. Nur wenn dort Sauerstoff, Nährstoffe und Mikroflora im Gleichgewicht sind, können die Blüten sekundäre Metaboliten – also Duftstoffe – synthetisieren.

Eine Drainageschicht am Topfboden ist dabei der erste Schritt. Eine Schicht aus Blähton, Lava oder grobem Kies verhindert, dass das Wasser in der Erde stehen bleibt. Etwa ein Fünftel der Gesamthöhe des Pflanzgefäßes sollte dafür reserviert sein. Diese einfache Maßnahme macht bereits einen enormen Unterschied, denn sie schafft einen Puffer zwischen dem durchfeuchteten Substrat und dem stehenden Wasser, das sich unweigerlich nach jedem Gießen am Boden sammelt.

Die Erdstruktur selbst spielt eine ebenso wichtige Rolle. Eine gute Surfinia-Erde ist luftdurchlässig und stabil. Der ideale Mix besteht aus 40 Prozent strukturstabilem Weißtorf oder Kokosfaser, 30 Prozent Kompost oder reifem Humus, 20 Prozent Perlit oder Lavagranulat und 10 Prozent grobem Sand. Diese Kombination speichert Wasser, lässt aber überschüssige Feuchtigkeit sofort ablaufen. Je geringer die anaeroben Zonen, desto sauberer bleibt der Duft.

Das Substrat muss eine Doppelfunktion erfüllen: Es soll einerseits genug Feuchtigkeit speichern, damit die Pflanze zwischen den Gießvorgängen nicht austrocknet. Andererseits muss es so strukturiert sein, dass Luft zirkulieren kann. Diese Balance ist schwierig zu erreichen, aber entscheidend. Zu dichtes Substrat erstickt die Wurzeln, zu lockeres trocknet zu schnell aus und kann die Nährstoffe nicht halten.

Das Bewässerungsverhalten ist der dritte kritische Faktor. Surfinien reagieren empfindlich auf wechselnde Feuchtigkeit. Eine einfache Methode, das Gießverhalten zu regulieren: Erst gießen, wenn die obersten zwei Zentimeter des Substrats trocken sind. Wenn Wasser von unten in den Untersetzer gesogen wird, sollte überschüssiges nach 15 Minuten abgegossen werden.

Viele Gartenfreunde begehen den Fehler, nach einem festen Zeitplan zu gießen – etwa jeden Morgen oder jeden zweiten Tag. Doch die Pflanze lebt nicht nach einem Kalender. Ihre Bedürfnisse schwanken je nach Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windexposition und Wachstumsphase. An einem heißen, windigen Tag kann die Erde innerhalb weniger Stunden austrocknen, während sie an einem kühlen, bewölkten Tag tagelang feucht bleibt. Der Fingertest – das Prüfen der Erdfeuchte mit dem Finger – ist daher verlässlicher als jede zeitliche Routine.

Ein weiterer, oft übersehener Punkt: der pH-Wert. Bei einem pH über 7 bilden sich leicht Eisen- und Manganmangel, die die Enzymaktivität im Duftstoffstoffwechsel hemmen. Regelmäßiges Nachsäuern mit etwas Zitronensäure (etwa 1 g pro Liter Wasser) oder Essig (ein Teelöffel pro 2 L Gießwasser) hält den pH im optimalen Bereich von 5,5 bis 6,2.

Der pH-Wert beeinflusst nicht nur die Verfügbarkeit von Nährstoffen, sondern auch die Aktivität der Bodenmikroorganismen. In einem zu alkalischen Milieu werden bestimmte nützliche Bakterien gehemmt, während andere, weniger erwünschte Arten überhandnehmen. Das Gleichgewicht verschiebt sich unmerklich, aber mit messbaren Folgen für die Pflanze.

Der Zusammenhang zwischen Nährstoffversorgung und Blütenduft

Die Synthese aromatischer Moleküle ist ein energieintensiver Prozess. Eine Surfinie, die lediglich mit Stickstoff gefüttert wird, investiert ihre Ressourcen in Blattmasse statt in Blütenduft. Für die Produktion von Benzenoiden und Flavonoiden benötigt sie Spurenelemente wie Magnesium, Eisen, Zink und Mangan, außerdem Phosphor für stabile Zellmembranen und ausreichend Kalium für den osmotischen Druck.

Die Nährstoffversorgung ist vergleichbar mit der Ernährung eines Hochleistungssportlers. Nicht die Menge zählt, sondern die richtige Zusammensetzung. Stickstoff allein lässt die Pflanze wachsen, aber ohne die Bausteine für komplexe sekundäre Stoffwechselprodukte bleibt sie stumm – zumindest olfaktorisch. Duft ist Luxus aus Sicht der Pflanze, etwas, das sie sich nur leisten kann, wenn alle Grundbedürfnisse erfüllt sind und noch Energie übrig bleibt.

Wer den Duft gezielt fördern möchte, sollte Dünger bevorzugen, deren N-P-K-Verhältnis bei etwa 10-20-30 liegt, also phosphor- und kaliumbetont. Noch wirkungsvoller sind Mikronährstoffpräparate mit chelatierten Spurenelementen, die der Erde alle zwei Wochen über das Gießwasser zugeführt werden. Chelatierte Formen sind besonders wertvoll, weil sie auch in ungünstigen pH-Bereichen pflanzenverfügbar bleiben und nicht sofort im Boden gebunden werden.

Ein praktischer Ansatz ist die moderate nächtliche Temperatursenkung. Beobachtungen im Zierpflanzenbau zeigen, dass eine Differenz von 6 bis 8 Grad Celsius zwischen Tag und Nacht die Produktion von Duftstoffen in Surfinien messbar steigern kann, da bestimmte Enzyme in kühlerer Umgebung aktiver bleiben. Wer die Pflanzen auf dem Balkon über Nacht leicht abkühlen lässt, wird in wenigen Tagen einen intensiveren Geruch bemerken.

Dieser Temperaturrhythmus entspricht dem natürlichen Verlauf in den ursprünglichen Habitaten vieler Zierpflanzen. Tagsüber wärmt die Sonne Blätter und Blüten auf, nachts sinken die Temperaturen merklich. Diese Schwankung ist kein Stress, sondern ein Signal, das biochemische Prozesse steuert. In unseren Wohnungen oder auf geschützten Balkonen fehlt dieser Rhythmus oft, was sich negativ auf die Duftentwicklung auswirken kann.

Wie man muffige Gerüche im Wurzelbereich stoppt, bevor sie entstehen

Kippt die Erde bereits ins Faulige, genügt kein oberflächliches Umtopfen. Die Ursache steckt tiefer – meist in einem Ungleichgewicht zwischen aeroben und anaeroben Mikroorganismen. Um es zu korrigieren, helfen folgende Schritte:

  • Alte Erde vollständig austauschen und das Gefäß mit 3-prozentiger Essiglösung ausspülen, um Sporen und Biofilm zu entfernen
  • Vor dem Einsetzen eine Schicht Aktivkohlegranulat über die Drainage geben, um flüchtige Schwefelverbindungen und organische Säuren zu binden
  • Wurzeln kontrollieren: Braune, glasige oder schleimige Teile mit einer sauberen Schere entfernen
  • Nach dem Umtopfen ein biologisches Mykorrhiza-Präparat zuführen, dessen symbiotische Pilze pathogene Keime verdrängen
  • Für die ersten sieben Tage sparsam gießen, bis sich neue Feinwurzeln gebildet haben

Die Inspektion der Wurzeln ist ein aufschlussreicher Moment. Oft sieht man erst beim Austopfen, wie weit das Problem fortgeschritten ist. Wurzeln, die eigentlich weiß oder cremefarben sein sollten, erscheinen dunkel und feucht. Sie riechen modrig, fast süßlich-faulig. In solchen Fällen ist radikales Handeln nötig. Halbherziges Umtopfen, bei dem nur die oberste Erdschicht gewechselt wird, bringt keine dauerhafte Lösung.

Wenn die Erde nicht gewechselt werden kann – etwa bei großen Blumenkübeln im Garten –, kann man die Oberfläche mit getrockneter Brennnessel oder Zimtpulver bestreuen. Beide wirken antifungal und absorbieren Gerüche, ohne die Biologie des Substrats zu stören. Diese Hausmittel sind keine Wunderlösung, aber sie können die Situation stabilisieren, bis sich die mikrobielle Balance von selbst wieder einpendelt.

Zimtpulver hat den Vorteil, dass es nicht nur Pilze hemmt, sondern auch Insekten fernhält. Brennnessel wiederum enthält Kieselsäure und Stickstoff in organisch gebundener Form, was das Substrat langfristig verbessert, ohne es zu überdüngen. Beide Mittel sind schonend und können bedenkenlos auch bei sensiblen Pflanzen eingesetzt werden.

Ausgewogene Umweltbedingungen als Verstärker des Blütendufts

Neben der chemisch-biologischen Pflege spielt auch das Mikroklima eine entscheidende Rolle. Der Duft der Surfinien entfaltet sich besonders stark bei hoher Lichtintensität, mäßiger Feuchtigkeit und leicht bewegter Luft.

Wer Blumenkästen auf windstillen, schattigen Balkonen hält, sorgt unbewusst für eine Anreicherung von Ethylen – einem gasförmigen Pflanzenhormon, das den Blütenduft hemmt. Schon eine schwache Brise oder ein sanfter Ventilator kann die Luftzirkulation verbessern und den natürlichen Abtransport von Ethylen fördern. Gleichzeitig werden dadurch die flüchtigen organischen Verbindungen besser verteilt, was den wahrgenommenen Duft verstärkt.

Ethylen ist ein faszinierendes Molekül. Es ist eines der einfachsten organischen Verbindungen, die Pflanzen produzieren, und doch hat es enorme Wirkung. Ethylen steuert Reifung, Alterung und Blütenabwurf. In hohen Konzentrationen beschleunigt es den Verfall, in niedrigen reguliert es Wachstumsprozesse. Auf engem Raum – etwa in einem geschlossenen Balkon oder einem Wintergarten – kann sich Ethylen so stark anreichern, dass Blüten vorzeitig welken und der Duft erlischt.

Sonnenlicht ist ebenfalls entscheidend, da es den Sekundärstoffwechsel über Photosyntheseenergie antreibt. Ohne ausreichende Sonnenstunden stagniert die Bildung der aromatischen Vorstufen. Surfinien benötigen mindestens fünf Stunden direktes Licht täglich, besser mehr. Licht ist nicht nur Energiequelle, sondern auch Signal. Es aktiviert Gene, die für die Produktion von Duft- und Farbstoffen verantwortlich sind. Im Schatten bleibt die Pflanze sozusagen stumm.

Die Intensität des Lichts variiert über den Tag hinweg. Morgenlicht hat eine andere spektrale Zusammensetzung als Mittagslicht oder Abendlicht. Pflanzen können diese Unterschiede wahrnehmen und passen ihren Stoffwechsel entsprechend an. Besonders das langwellige, rötliche Licht der Morgen- und Abendstunden scheint die Duftproduktion anzuregen, während das intensive Mittagslicht eher das Wachstum fördert.

Warum das menschliche Auge oft früher reagiert als die Nase

Ein subtiler, aber lehrreicher Aspekt: Viele Gärtner bemerken Farbveränderungen an den Blüten, bevor sie den Duftverlust registrieren. Wenn violette Sorten leicht ins Bläuliche oder Rosafarbene kippen, deutet das auf Veränderungen des pH-Werts in den Blütenzellen hin – ein frühes Signal, dass der Stoffwechsel entgleist.

Dieser pH-Wechsel verändert nicht nur die Pigmentstruktur, sondern auch den Geruch der Freisetzungsmoleküle. In der Zellwand sitzen Enzyme, die nur bei einem engen pH-Bereich (6,0 bis 6,5) aktiv sind. Verändert das Milieu sich, werden Duftstoffe langsamer ausgeschieden, und die Pflanze verstummt.

Das visuelle Monitoring – also das Beobachten dieser Farbverschiebungen – ist daher ein präziser Indikator, bevor Geruchsprobleme auftreten. Wer aufmerksam hinschaut, kann Probleme erkennen, lange bevor sie akut werden. Die Pflanze kommuniziert ständig über ihre Farben, ihre Haltung, die Beschaffenheit ihrer Blätter. Es ist eine stille Sprache, aber eine, die sich lernen lässt.

Farbstoffe in Blütenblättern – vor allem Anthocyane – reagieren extrem empfindlich auf pH-Verschiebungen. Sie fungieren als natürliche pH-Indikatoren, ähnlich wie Lackmuspapier. Ein leichter Anstieg des pH-Werts kann eine violette Blüte bläulich erscheinen lassen, eine Absenkung lässt sie röter wirken. Diese Veränderungen sind oft subtil, aber für das geübte Auge erkennbar.

Praktische Kombinationen aus Pflege und Prävention

Die meisten Fehler entstehen aus gutgemeinter Fürsorge. Zu viel Wasser, zu viel Dünger, zu wenig Luft. Das Ziel besteht darin, den Rhythmus der Pflanze anzunehmen, nicht sie zu korrigieren.

Eine praxisbewährte Pflegeroutine, mit der Surfinien langfristig blühfreudig und duftintensiv bleiben: Morgens zwischen 6 und 8 Uhr gießen, nie abends – das Wasser verdunstet nicht und fördert Pilzwachstum. Etwa alle zehn Tage mit flüssigem Algendünger nachbehandeln, um Spurenelemente zu ergänzen. Verwelkte Blüten sofort entfernen, da sie Ethylen abgeben, das die Duftproduktion aktiver Blüten hemmt. Einmal im Monat die Oberfläche lockern, um Gasaustausch in der Erde zu verbessern. Nach Regenperioden nie sofort gießen – erst prüfen, ob die Erde tatsächlich trocken ist.

Die Tageszeit des Gießens wird oft unterschätzt. Morgens ist die Luft noch kühl, die Verdunstung gering. Die Pflanze kann das Wasser aufnehmen, ohne dass ein großer Teil sofort verdunstet. Abends hingegen bleibt die Feuchtigkeit die ganze Nacht über im Substrat, was Pilzen und Bakterien ideale Bedingungen bietet.

Das Entfernen verwelkter Blüten – Fachleute nennen es Ausputzen – ist mehr als Kosmetik. Jede absterbende Blüte produziert Ethylen, das benachbarte, noch frische Blüten beeinflusst. Der Effekt potenziert sich: Je mehr welke Blüten an der Pflanze hängen, desto schneller altern auch die gesunden. Ein regelmäßiges Ausputzen durchbricht diesen Kreislauf.

Eine Antwort auf muffigen Geruch ist also nicht nur ein Wechsel des Substrats, sondern ein Wandel der Pflegegewohnheiten. Es geht darum, die Pflanze zu beobachten, ihre Signale zu verstehen und entsprechend zu handeln. Routine ist nützlich, aber sie darf nicht blind machen für die individuellen Bedürfnisse jeder Pflanze.

Die unterschätzte Rolle der genetischen Variation

Nicht alle Surfinien duften gleich. Züchterischer Schwerpunkt lag in den letzten Jahrzehnten auf Blühdauer, Wetterfestigkeit und kompakter Wuchsform, weniger auf Geruchsintensität. Die enzymatische Ausstattung für bestimmte Duftstoffe variiert also zwischen Sorten erheblich.

Sorten wie Surfinia Purple Vein oder Surfinia Giant Blue behalten den Duft auch unter etwas feuchteren Bedingungen tendenziell besser, während pastellfarbene Varianten schneller olfaktorisch verstummen können. Dies könnte an Unterschieden in der Expression des Enzyms Phenylalanin-Ammonium-Lyase (PAL) liegen, das den Startpunkt der Benzenoid-Biosynthese bildet.

Wer dauerhaft stark duftende Pflanzen möchte, sollte Sorten mit klarer genetischer Duftausprägung wählen und regelmäßig vegetativ durch Stecklinge vermehren. Samenvermehrte Generationen können einen Teil dieser Eigenschaft verlieren, weil die beteiligten Enzyme polygene Kontrolle haben.

Die Züchtung von Zierpflanzen ist ein komplexer Prozess, bei dem oft Kompromisse eingegangen werden müssen. Eine Sorte, die extrem wetterfest ist, mag weniger intensiv duften. Eine andere, die herrlich riecht, könnte anfälliger für Krankheiten sein. Züchter müssen abwägen, welche Eigenschaften dem Markt am wichtigsten sind – und Duft stand in den letzten Jahrzehnten leider nicht an erster Stelle.

Doch es gibt eine Renaissance der duftenden Sorten. Immer mehr Gärtner legen Wert auf das sinnliche Gesamterlebnis, nicht nur auf die visuelle Wirkung. Das führt dazu, dass wieder vermehrt Sorten angeboten werden, bei denen der Duft im Vordergrund steht. Wer gezielt nach solchen Sorten sucht und sie durch Stecklinge vermehrt, kann sich über Jahre hinweg eine duftintensive Sammlung aufbauen.

Duft als Gradmesser für ökologische Balance

Der Geruch einer Surfinie ist mehr als Ornament. Er spiegelt die chemisch-biologische Stabilität des Miniökosystems Pflanzgefäß wider. Tritt ein modriger, stickiger Ton auf, ist das kein oberflächliches Ärgernis, sondern ein Warnsignal aus dem Wurzelraum. Die Pflanze teilt mit, dass ihr Lebensraum aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Interessanterweise wirkt sich der wiederhergestellte Blumenduft nicht nur auf den ästhetischen Wert des Gartens aus. Aromatische flüchtige organische Verbindungen wie Linalool oder Methylbenzoat, die zu den Bestandteilen des Surfinia-Aromas gehören können, haben möglicherweise antimikrobielle und stressmindernde Effekte – nicht nur auf Menschen, sondern potenziell auch auf Nachbarpflanzen.

In experimentellen Beobachtungen mit gemischten Pflanzungen zeigte sich, dass duftende Surfinien tendenziell weniger Blattläuse anziehen können und möglicherweise die Keimung von Grauschimmelsporen auf benachbarten Blättern reduzieren. Der gesunde Duft ist also möglicherweise nicht bloß ein Genuss, sondern könnte auch ein ökologischer Schutzmechanismus sein.

Das verdeutlicht, warum Geruchsverlust ein ernstzunehmendes Signal der Pflanze ist: Wenn sie nicht duftet, hat sie möglicherweise auch ihre chemische Abwehr geschwächt. Der Duft ist somit ein Indikator für die allgemeine Vitalität und Widerstandsfähigkeit der Pflanze.

Pflanzen leben nicht isoliert. Sie sind eingebettet in ein Netzwerk aus Interaktionen mit anderen Pflanzen, Insekten, Pilzen und Bakterien. Duft ist eine Form der Kommunikation in diesem Netzwerk. Er lockt Bestäuber an, hält Schädlinge fern und kann sogar benachbarte Pflanzen warnen. Eine duftende Surfinie trägt also zum ökologischen Gleichgewicht des gesamten Balkons bei.

Surfinien werden häufig als einjährige Balkonpflanzen behandelt, lassen sich aber bei guter Pflege problemlos überwintern. Der Schlüssel liegt in einer klaren Routine im Spätherbst: Erde halb austrocknen lassen, bevor die Pflanzen ins Haus kommen. Wurzeln in leicht feuch

Woran erkennst du eine gestresste Surfinie zuerst?
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An Farbveränderungen der Blüten
An welken Blättern

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